Flora/Fauna

Scheckenfalter_smallAndreas Werno beschäftigt sich seit Jahren mit der Tier- und Pflanzenwelt rund um unseren Ort. Was für manche Zeitgenossen ein wenig verschroben wirkt und altmodisch klingt, ist bei näherer Betrachtung ein faszinierendes Hobby und eine Dokumentationsarbeit, die ihres gleichen sucht. Steigen Sie also ein in die Tier- und Pflanzenwelt in und um unserem Ort herum. Und Sie werden sehen: es gibt einiges zu entdecken.
Fotos: Andreas Werno, Aloys Staudt

Allgemeines zu Flora und Fauna in Nunkirchen

 Zillas Felsenkeller

  • ZillasKeller_grossÄltere Semester dürften dort noch ihre wohlgekühlten Getränke gekauft haben. Der Felsenkeller im Oberdorf wurde 1820 gegraben. Im Oktober 2003 wurde auf dem Grundstück, auf dem der Keller steht, vom neuen Eigentümer, der Naturlandstiftung, eine so genannte „Naturschutzdienstbarkeit“ eingetragen. Der Keller ist heute ein Rückzugsgebiet für seltene Tiere, die man ansonsten mehr als selten finden. Andreas Werno und Dieter Weber haben sich wissenschaftlich mit dem Bau und seiner Fauna beschäftigt. Das Ergebnis ihrer Untersuchungen können Sie hier einsehen.

Ausgesuchte Tier- und Pflanzenarten im Kurzporträt

Den Autor, Andreas Werno, erreichen Sie per Mail. Sowohl ihm als auch Aloys Staudt aus Schmelz möchten wir auch für die Bereitstellung der gezeigten Fotos herzlich danken.


Was die Geologie mit den Pflanzen zu tun hat...

Auschet_smallDie Tier- und Pflanzenwelt in der Gemarkung Nunkirchen wird im Wesentlichen durch die geologischen Formationen, Relief und Klima bestimmt. Neben den Formationen des Trias (Buntsandstein) – die weite Teile des westlichen Gebietes (Wahlener Berg, Galgenberg, Foto links)) bildet, dem Quartär mit seinen Schichten aus diluvialen und alluvialen Sanden und Kiesen – die vom Wiesental bis zur nördlichen Gemarkungsgrenze verlaufen, sind es vor allem die Schichten des Perm (Rotliegenden) mit den basischen Vulkaniten (Melaphyr) – Bammersch, Auschet, Überlosheimer/Büschfelder Fels, die einige Besonderheiten der reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt aufweisen.

Im Gebiet des Buntsandsteins sind neben den überall vorkommenden Eichen- und Buchenmischwäldern auch einige spezielle Lebensraumtypen, wie Kiefernwald (Wahlener Berg), Ginsterheiden und Sandrasen (Galgenberg) zu finden. Zu erwähnen wäre der nur hier im Saarland vorkommende Stechginster (allerdings durch starke Verbuschung des Biotopes mittlerweile verschollen).

Das Wiesental
Nunkircher Bruch_smallDas Wiesental (Nunkircher Bruch), das durch den Verlauf den „Nunkircher Baches“ mit seinen Nebenbächen geprägt wird, war einige Jahre (1983 bis 1984) ein „Eldorado“ für Vogelfreunde und wurde 1984 durch den Ornithologischen Beobachterring Saar (OBS) als Naturschutzgebiet vorgeschlagen – Original Schreiben vom OBS 8. September 1984 – „Das Nunkircher Bruch mit angrenzenden Wiesen ist als besonderer Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten unersetzlich…. Das Naturschutzgebiet müsste aus der gesamten Hochstaudenflur mit angrenzenden Feuchtwiesen unterhalb der Firma Reinguß, sowie der Fläche auf der anderen Bachseite bestehen….hat besondere Bedeutung als Trittstein für den Vogelzug.“

Neben der Bekassine, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen und Grauwürger konnten zwölf Arten von im Saarland gefährdeten Brutvögeln beobachtet werden und 67 Arten an Durchzüglern, darunter so seltene Arten wie Fischadler, Kornweihe, Großer Brachvogel, Zwergschnepfe usw. Insgesamt wurden 48 Arten an Brutvögeln nachgewiesen. Diese Artenfülle kam vor allem dadurch zustande, dass dort über mehrere Jahre ganzjährig überschwemmte, große Wiesenflächen vorhanden waren, die allerdings Ende 1984 beseitigt wurden und somit das Naturschutzvorhaben schlagartig beendete. Trotzdem wurde 1990 große Teile (15,79 ha) des „Nunkircher Bruchs“ durch die Naturlandstiftung aufgekauft und so dem Naturschutz zugeführt.

Der Bammersch
Der aus permischen Vulkaniten (Melaphyr) bestehende „Bammersch“ mit „Wingert“ sind in erster Linie durch den Abbau des „Nunkircher Jaspis“ bekannt geworden – einer der wenigen Halbedelsteine, der sich im reinweißem Zustand gut und dauerhaft einfärben lässt. Der blau eingefärbte Jaspis wurde „Deutscher Lapislazuli“ genannt und war weltbekannt. Nach der Schließung war die Grube Anlaufstelle zahlreicher Mineraliensammler, die auf den Halden nach den Resten des Jaspis, Amethysten, Quarzdrusen usw. suchten.

Weniger bekannt ist die reichhaltige Flora und Fauna, die sich auf der Formation des basischen Melaphyr ausgebildet hat. Darunter zählen zahlreiche wärmebedürftige Gehölze – z.B. Mehlbeere (Sorbus aria), Elsbeere (Sorbus torminalis) in Blockschuttwäldern oder orchideenreiche Halbtrockenrasen am Auschet mit artenreicher Begleitflora. Besonders erwähnenswert ist das reichhaltige Vorkommen des Kleinen- oder Salep-Knabenkraut (Orchis morio) neben zum Beispiel Wiesenprimel (Primula elatior) oder Wiesensalbei (Salvia pratensis) usw., die ihren eigentlichen Verbreitungsschwerpunkt in den Kalkgebieten des Saarlandes haben.

Die Schmetterlingsfauna ist in Nunkirchen besonders reichhaltig ausgeprägt. So konnten alleine in meinem Garten zirka 1200 Arten (2223 Arten Saarland) festgestellt werden (fast alles Nachtfalter). Einige Arten werden in Bildern vorgestellt und unter www.delattinia.de sind die Verbreitungskarten aller Schmetterlinge (Lepidoptera-Atlas 2005 online) im Saarland abrufbar und noch vieles mehr was mit Natur zu tun hat (siehe auch: www.biodokumentation.saarland.de )


Ausgesuchte Tier- und Pflanzenarten im Kurzporträt

Die Feldgrille (Gryllus campestris)
grille2_smallDie Feldgrille wurde im Jahre 2003 zum Insekt des Jahres gewählt. Die schwarz gefärbten, bis zu zwei Zentimeter langen Feldgrillen sind vor allem wegen ihrer Musik bekannt. An warmen Sommertagen hat wohl jeder Spaziergänger das Zirpen schon einmal gehört. Die Grillen selbst sind sehr schreckhaft und verstecken sich bei drohender Gefahr sofort. Die Feldgrille gehört zu den Heuschrecken. Im Gegensatz zu vielen der 80 heimischen Heuschreckenarten kann sie nicht fliegen. Feldgrillen sind sehr wärmebedürftig und bevorzugen daher trockene, schütter bewachsene Böschungen und Hänge. Auch in Feldrainen, Heiden und sogar Äckern halten sie sich auf. Die Männchen zirpen, indem sie die Flügel rasch gegeneinander bewegen. Die Musik kann man in einem Umkreis von bis zu 50 Metern hören. Die Weibchen hören mit den Ohren auf den beiden Vorderbeinen. Mit jeweils einem großen und kleinen Trommelfell kann das paarungsbereite Weibchen den Partner in einer Entfernung von bis zu zehn Meter orten. Daraufhin beginnt das Männchen einen für Menschen kaum hörbaren Werbegesang. Im südlichen Deutschland ist die Feldgrille an vielen Stellen noch häufig zu finden, doch dünnen die Vorkommen schon aus klimatischen Gründen nach Norden hin aus. Die Verluste an Lebensräumen nehmen ständig zu, so dass die Feldgrille inzwischen in vielen Landschaften vom Rückgang betroffen und in manchen Gegenden sogar schon ausgestorben ist. In Nunkirchen gibt es noch Vorkommen am Bammersch und auf dem Auschet.

Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus)
Dolomedes2_small Mit einer Körperlänge von bis zu 2,2 Zentimeter der Weibchen (ohne Beine) zählt die Gerandete Jagdspinne zu unseren größten heimischen Spinnenarten. Sie kommt bevorzugt in wassernahen Lebensräumen wie Mooren, Feuchtwiesen, oder Bruchwäldern vor. Da diese Lebensräume immer mehr zurückgehen, ist auch die Gerandete Jagdspinne seltener geworden. In Nunkirchen kommt sie an einigen feuchten Stellen der Wiesentäler vor. Die Spinnen sind in der Lage durch feine Härchen an den Beinen die Oberflächenspannung des Wassers auszunutzen und wie ein Wasserläufer auf der Wasserfläche zu laufen. Auch zu kurzen Tauchgängen sind sie befähigt. Dadurch gehören auch Wassertiere zu ihrer Beute und es kann durchaus mal vorkommen, dass sie sich eine Kaulquappe oder einen kleinen Fisch schnappen. Durch ihre Größe und die kräftigen Kieferklauen sind sie anderen Spinnen oft überlegen und auch diese werden hin und wieder mal erbeutet. Sie baut kein Fangnetz sondern operiert als Anschleich- oder Lauerjäger.

Großer Feuerfalter (Lycaena dispar)
Ldispar4_smallDer Große Feuerfalter ist eine der größten einheimischen „Bläulingsarten“ mit einer Flügelspannweite bis zu 25 Millimeter. Man findet die Art bei uns meistens auf Naßwiesen. Die Flugzeit erstreckt sich von Mitte Juni bis Ende Juli und von Mitte August bis Anfang September in zwei Generationen. Nahrungspflanzen sind nicht saure Ampfer-Arten wie Krauser Ampfer (Rumex crispus) und Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius). Im Saarland (Verbreitungsschwerpunkt) ist der Große Feuerfalter in allen Landesteilen in geeigneten Biotopen gefunden worden. In Nunkirchen vor allem im „Nunkircher Bruch“. Zu den wesentlichen Gefährdungsfaktoren der deutschlandweit stark gefährdeten und besonders geschützten FaunaFloraHabitat (FFH)-Art gehören Zerstörung der Lebensräume durch Entwässerung oder Grundwasserabsenkung, intensive landwirtschaftliche Nutzung, großflächige Mahd ampferreicher Flächen (insbesondere nach der Eiablage) usw.

Russischer Bär (Euplagia quadripunctaria)
quadripu_smallDer Russischer Bär ist eine Nachtfalterart, die in recht unterschiedlichen Biotopen anzutreffen ist. Man findet die Art an felsigen Talhängen und Schluchten, hochstaudenreiche Fluss- und Bachränder, aber auch Lichtungen und Säume von Laubmischwäldern und hochstaudenreiche Randgebiete von Magerrasen. Die Raupen ernähren sich von verschiedenen krautigen Pflanzen und Sträuchern. Flugzeit der tag- und nachtaktiven Falter ist vor allem der Zeitraum von Mitte Juli bis Ende August. Als wichtigste Nahrungspflanze der Imagines gilt der Wasserdost (Eupatorium cannabinum). In Nunkirchen ist die Art bisher sehr selten. Sie breitet sich im Saarland aber weiter aus Der Russischer Bär gehört ebenfalls zu den prioritären Arten der FFH-Richtlinie, für deren Erhaltung der EU eine besondere Verantwortung zukommt.

Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides)
anemone2_smallNeben dem bekannten Buschwindröschen (Anemone nemorosa) findet man bei uns auch das wenig bekannte und sehr filigrane „gelbe Windröschen“. Es blüht zusammen mit dem weißen Windröschen im Mai und wächst vornehmlich in basenreichen Auengebüschen und Steilhangwälder. Das gelbe Windröschen hat in Nunkirchen nur ein kleines Vorkommen am Waldsaum hinter der „Nusshecken“ zwischen Nunkirchen und Überlosheim und blüht dort zusammen mit dem weißen Windröschen im Mai. Im Saarland ist es sonst nur noch an wenigen Stellen in den Kalkgebieten von Mosel, Saar, Nied und auf Vulkanit im Nahegebiet verbreitet.

Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)
Dactylorhiza_majalis2_smallDas Breitblättrige Knabenkraut kommt in nicht zu stark gedüngten, nassen Wirtschaftswiesen rund um Nunkirchen vor, vornehmlich auf basenreichen Böden. Die schöne Orchidee ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen und tritt meistens nur noch in Einzelpflanzen auf. Besonders schön war das Vorkommen am Ortsausgang nach Schmelz, da hier sogar weiße Formen auftraten. Leider ist der Bestand durch starke Verbuschung erheblich dezimiert worden. Neben dem Breitblättrigen Knabenkraut kommen noch vier weitere Orchideen vor: Großes Zweiblatt (Listera ovata), Grüne Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), Gemeine Stendelwurz (Epipactis helleborine) und Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata). Auf dem Auschet, leider schon auf Schmelzer Gemarkung befindet sich das schöne Vorkommen vom Kleinen Knabenkraut (Orchis morio).

Stechginster (Ulex europaeus)
Stechginster_smallDer Stechginster macht seinem Namen alle Ehre und kann mit seinen Stacheln sehr empfindliche Schmerzen zufügen. Er ist eigentlich nicht im Saarland heimisch und das einzige Vorkommen im Saarland in der ehemaligen Sandgrube am Galgenberg geht vermutlich auf eine Anpflanzung Ende des 19. Jahrhunderts zurück, so das auch der Vorkommen der stinkenden Nieswurz (Helleborus foeticus) am Überlosheimer/Büschfelder Fels. Der Ginster ist sehr frostempfindlich aber extrem hitzebeständig, eine Brandrodung wird er normalerweise überleben. Leider ist auch hier die Fundstelle mittlerweile so stark zugewachsen, dass ein Auffinden der Pflanzen nicht mehr möglich war. Eine Freistellung für die schönen Pflanzen wäre dringend nötig.

Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
Campanula_patula_25Die Wiesen-Glockenblume ist sehr selten und kommt im Saarland aktuell nur auf einer Wiese am Bammersch zwischen Nunkirchen und Michelbach vor. Sie zeichnet sich durch einen sehr frühen Blühzeitpunkt gegenüber anderen, ähnlichen Glockenblumen aus wie z.B. die häufige Acker-Glockenblume (Campanula rapunculus). Neben dem früheren Blühzeitpunkt sind der mehr rispige Blütenstand (bei C. rapunculus fast traubig) und die meist deutlich größeren Blüten (fast doppelt so groß) auffällige Erkennungsmerkmale der Wiesen-Glockenblume.