Wegekreuze

Gerhard Wagner interessierte sich seit jeher für Wegekreuze. Nach seinem Tod, 1986, übernahm seine Frau Ruth Wagner die anspruchsvolle Aufgabe, zwischen Legende und Wahrheit zu vermitteln. Sie hat sich auf die Suche nach den Wegekreuzen im Dorf gemacht. Und Interessantes zu Tage gefördert.

reneruth_smallZu den eher bescheidenen Kostbarkeiten, die uns unsere Vorfahren hinterlassen haben, gehören die Wegekreuze, die an markanten Stellen unseres Ortes zu finden sind. Oft sind sie hinter Hecken und Sträuchern kaum auszumachen. Sie sind Zeugen einer Frömmigkeit, die sie wie selbstverständlich in die Landschaft, in das tägliche Geschehen einbezieht; erinnernd, mahnend, hinweisend auf das, was war und was kommen wird. Die meisten Wegekreuze in und um unseren Ort entstanden wohl aus einem besonderen Anlass: als Dank, als Bitte, in Erfüllung eines Gelübdes oder zur Erinnerung an ein Unglück. Die alten Leute in Nunkirchen, die befragt wurden, haben nur noch vage Erinnerungen an das, was ihre Mütter und Väter von diesem oder jenem Kreuz erzählt haben. So wachsen aus Geschichte Sage und Legende. Gott sei Dank werden viele Wegekreuze auch heute noch liebevoll gepflegt: etwas weiße Farbe, eine Vase mit Blumen, ein kleines Vorgärtchen. Leider sind nicht mehr alle Wegekreuze vorhanden. Sie sind in den Wirren des Krieges oder durch Baumaßnahmen verschwunden.

Auf Spurensuche: Ruth Wagner und René Bergling im Sommer 2004 bei der erneuten Bestandsaufnahme in Sachen Wegekreuze (Foto oben).

Wegekreuze mit historischer Bedeutung für Nunkirchen, die nicht auf Nunkircher Gemarkungen stehen

Klicken Sie einfach auf eines der o.a. Kreuze, um eine detaillierte Beschreibung zu erhalten. Wollen Sie eine größere Aufnahme der Kreuze sehen, klicken Sie einfach auf das Vorschaubild.

 

weisseskreuz_smallDas „Weiße Kreuz“
An der Bundesstraße 268, Abzweigung Oppen
Vor einigen Jahren musste es wegen des Straßenausbaues und der veränderten Straßenführung zurückversetzt werden. Es steht nun auf einer Anhöhe am Rand dieser sehr befahrenen Straße. Aus welchem Grund es errichtet worden ist, kann nur noch vom Hörensagen festgestellt werden. Übereinstimmend erzählen alte Leute, es sei ein Unglückskreuz.Eine Familie aus Nunkirchen hat sich die Pflege des Kreuzes zur Aufgabe gemacht. Das Kreuz ist immer mit Blumen geschmückt und erhält regelmäßig einen neuen Anstrich, so dass es von weitem schon in seiner weißen Farbe leuchtet.

Das Franzenkreuz
Nicht mehr vorhanden!
Die Geschichte erzählt: Im Jahre 1793 lag eine österreichische Armee in unseren Hochwalddörfern in Quartier. Ein junger österreichischer Soldat war bei der Gret im Bungert einquartiert. Sie versorgte ihn sehr gut. Trotzdem war der junge Mann traurig, denn er hatte Heimweh nach seinen Eltern und vielleicht auch nach seinem Mädchen aus Wien. Eines Morgens war die Kammer leer. Am späten Nachmittag wurde er von zwei Soldaten gebracht, die erzählten, dass der Kamerad in der Nacht auf der Flucht geschnappt worden sei und vom Hauptmann einen strengen Verweis erhalten habe. Sie baten die Gret, dem Jungen das Heimweh auszutreiben. Die Gret tat, was sie konnte, und es ging auch einige Zeit gut. Doch eines Morgens war die Kammer des Soldaten wieder leer. Der Junge hatte einen zweiten Fluchtversuch unternommen, jedoch wiederum ohne Erfolg. Er wurde geschnappt und in Arrest gesteckt. Alles Bitten der Gret und auch die Fürsprache des Pfarrers beim Hauptmann waren vergeblich. Ein Kriegsgericht trat zusammen und sprach das Todesurteil aus wegen Fahnenflucht. Der Junge wurde im Bungert 200 Meter oberhalb des Hauses der Gret von einem Exekutionskommando erschossen und an Ort und Stelle begraben. Sein Grab wurde von der Gret gepflegt, so lange sie lebte. Nach dem Kriege kamen die Angehörigen des Jungen aus Wien. Sie stifteten ein großes eisernes Kreuz. Man nennt es „Franzenkreuz“, weil der Acker, worauf sich das Grab befindet, der Familie Franzen gehörte. – Eine Straße im Wohngebiet „Newer III“ heißt „Zum Franzenkreuz“.

nuss2_smallnuss1_smallKreuz am Wege von der Klosterstraße zum Nussheckchen
Etwa 100 Meter von der Klosterstraße abzweigend am Wege nach Überlosheim, am Nussheckchen
Das weiße Steinkreuz ist durch einen Zaun vor dem Weidevieh geschützt. Da das Kreuz in einem sehr schlechten Zustand war, wurde es vor einigen Jahren von Rentnern aus Nunkirchen restauriert. Im Sockel des Kreuzes ist folgende Inschrift zu lesen:
MEIN JESUS BARMHERZIGKEIT
SUSES HERZ MARIA
SEI MEINE RETTUNG
ERRICHTET IM JAHR
1895

nussfass_smallKreuz am Nussheckchen
800 Metern von der Klosterstraße in Nunkirchen Richtung Überlosheim
Das „Kreuz am Nussheckelchen“, wie es im Volksmund heißt, steht auf der rechten Seite, von einem großen Baum und Sträuchern umgeben. Viele Jahrzehnte stand an dieser Stelle ein schlichtes Holzkreuz, in früherer Zeit war es ein Sandsteinkreuz. Mehrere Male schon ist das Kreuz aufgrund von Beschädigungen restauriert worden, doch musste diesmal ein neues Kreuz geschaffen werden.
Matthias Becker und Ferdinand Naumann aus Überlosheim hatten es sich zur Aufgabe gemacht, ein Holzkreuz, nach dem Vorbild des alten Kreuzes, zu fertigen und an seinem ursprünglichen Platz aufzustellen. Aus dem Waldstück von Leo Müller aus Nunkirchen bekamen die Männer den Eichenstamm. Das Kantholz wurde passend zugeschnitten, zu einem Kreuz zusammengeschraubt und mit Edelstahl verkleidet. Eine Verankerung mit Stahlträgern im Betonsockel sollte Stabilität geben. Gestrichen wurde das Kreuz in Mahagoni-Farbe. m oberen Teil des Holzkreuzes wurde ein kleines Täfelchen aus Akazienholz angebracht mit der Inschrift I N R I. Auf einer Tafel aus Ulmenholz am Fuße des Kreuzes stehen die Worte „Gelobt sei Jesus Christus“.
Ursprünglich wurde das „Kreuz am Nussheckelchen“ im Jahre 1930 durch den Kaufmann Anton Faas als Andenken für seinen im Krieg gefallenen Bruder Franz errichtet.

bammersch_smallKreuz am Bammersch
Frühere Panzerstraße („Neue Straße“)
Ein schlichtes Holzkreuz steht am Hang des Bammersch, dort, wo die „Neue Straße“ ihren höchsten Punkt erreicht hat. Es erinnert an den tragischen Unfall des Blasius Spang am 20. April 1964. Er fuhr mit dem Traktor und Anhänger Holz von der höher liegenden Waldparzelle am Bammerscher Hang ab. Umgeben ist das Kreuz von einer Birkengruppe.

kiesgrube_smallKreuz in der Kiesgrube
Landstraße Richtung Weiskirchen. Höhe Abzweigung Sandgrube
Das Holzkreuz in der Kiesgrube erinnert an den tragischen Unfall von Helmut Ludwig am 16. September 1986. Beim Arbeiten in der Kiesgrube wurde er vom Bagger erfasst und zu Tode gedrückt.

 

losheimer_smallKreuz in der Losheimer Straße
Gegenüber der Filiale der Sparkasse Merzig-Wadern
Das strahlend weißes Steinkreuz soll vom Besitzer der ehemaligen Sägemühle und späterem Sägewerk Meyers errichtet worden sein. Das Kreuz sei aus familiären Gründen erstellt worden. Eine Jahreszahl am Kreuz ist nicht auszumachen. Für eine gute Pflege des Kreuzes sorgen die Anwohner.

 

Kreuz in den Weihern
Das stilvolle Sandsteinkreuz, das bis vor einigen Jahren in den Weihern stand, soll demnächst wieder restauriert und aufgestellt werden. Sein neuer Platz wird dann bei einer Linde im Vorgarten des Hauses von Georg Lauer sein. Übereinstimmend erzählen ältere Leute, dass Nikolaus Werno in den Jahren 1870/71 aus Dankbarkeit, dass seine drei Söhne aus dem deutsch-französischen Krieg heimgekehrt waren, dieses Kreuz errichtet hat.
beilauk2_smallbeilauk_smallWegekreuz am ehemaligen Vorwerk des Schlosses Münchweiler
Anwesen Lauck, Am Felswäldchen
An der Straße Nunkirchen Richtung Niederlosheim bei dem Hause Lauk steht ein altes Wegekreuz. Es wird berichtet, dass der in Oberemmel geborene Johann Becker im Jahre 1711 Besitzer der Sägemühle auf dem Bann Nunkirchen Kreis Merzig wurde. Die Mühle ging im Jahre 1884 in den Besitz der Barone von Zandt Schloss Münchweiler über. Diese machten die alte Becker’sche Mühle nach einigen baulichen Umwandlungen zum Sitze einer Seitenlinie ihrer Familie. Das bauliche Anwesen gliedert sich in ein Herrenhaus und die älteren Ökonomiegebäude. An die Niederlassung des aus Oberemmel zugewanderten Johann Becker und die Übernahme der damals offenbar schon vorhandenen Mühle erinnert dieses Wegekreuz. Es trägt folgendes Inschriftfragment:

O IHR ALLE DIE IHR AUF
DEM WEG FUR UEBER
GEHET SEHET UND
BETRACHT DOCH OB
EIN SCHMERTZ SEI
DER MEINEM SCHMERT-
ZE GLEICH
ThEN
1.V.1.2.
17 11
JOANNES BECKER

feller2_smallfeller1_smallFeller-Kreuz am Schallenberg
Holzkreuz in einer scharfen Kehre am steilen Hang des Schallenberges
Das Feller Kreuz trägt folgende Inschrift in eine Holztafel geschnitzt:

Zur Erinnerung an den Verunglückten Peter Feller
* 13.6.08 + 16.4.48
Wer im Beruf und Pflicht
Wie Du gestorben
Hat Leben durch seinen Tod erworben.
(Die Inschrift weist auf den Grund der Errichtung dieses Kreuzes hin: Berufsunfall des Peter Feller.)

 
muenchweiler_smallKreuz an der Straße von Münchweiler nach Weierweiler
Etwa 500 Meter vom Schloss Münchweiler, an der alten Straße zwischen Münchweiler und Weiskirchen, steht das Wappenkreuz von Münchweiler.
Das 3,7 Meter hohe Sandsteinkreuz stammt aus dem Jahre 1757 und trägt das Allianzwappen der Eheleute Franz Georg Reichsfreiherr Zandt von Merl (1723-1785) und Agnes Apollonia Elisabeth (1723-1815) geborene Freiin von Hagen zur Motten (Büschfeld). Nach dem Tode seiner ersten Frau im Jahre 1752, die bei der Geburt des zweiten Kindes, das wie schon das erste Kind ebenfalls kurz nach der Geburt starb, heiratete Franz Georg im Jahre 1754 zum zweiten Mal. Aus diesem Anlass und verbunden mit der Hoffnung und Bitte, dass die Familie von weiterem Unglück verschont bleibe, dürfte das Kreuz errichtet worden sein. Um dieses für Nunkirchen geschichtlich bedeutsame Kreuz zu erhalten, war vor einigen Jahren im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms der Landesregierung, durch Zuschüsse des Kreises sowie eines Eigenanteils der Stadt Wadern, eine Restaurierung des Kreuzes vorgenommen worden. Das Kreuz bekam nun auch einen neuen Standort. Da es vorher unter einer großen Linde und genau auf deren Wurzeln stand, verwehrte sich die untere Naturschutzbehörde Saar gegen diesen Platz. Seinen neuen Platz erhielt das Kreuz nun etwa 8 Meter vom letzten Standort und 1,5 Meter von der Straße entfernt unter einer Baumgruppe.

 

Wegekreuze mit historischer Bedeutung für Nunkirchen, die nicht auf der Gemarkung Nunkirchen stehen

Auschet_smallKreuz an der Straße in Auschet
Gegenüber dem Hause Merten in Auschet steht etwas zurück versetzt ein altes Steinkreuz.
Das Kreuz trägt die Inschrift:

Kommet alle zu mir die ihr mühselig und beladen seid

Errichtet von den Einwohnern von Auschet im Jahre des Heils 1899. Laut einer Aussage von Walter Merten, die schon lange Jahre zurückliegt, wurde dieses Kreuz vermutlich als Dankeskreuz errichtet vom „Hannes Papp“. In einer Nische im Sockel wurde in einer Blechdose Kupfergeld eingemauert. Die Dose wurde später herausgebrochen und das Geld gestohlen. Das Kreuz wurde schon einmal umgestürzt und von den Einwohnern von Auschet wieder aufgerichtet. Das Kreuz wurde viele Jahrzehnte von Ernst und Walter Merten gepflegt, fast jedes Jahr mit weißem Binder gestrichen. Der Korpus am Kreuz, der mit der Zeit verwitterte, wurde ersetzt durch einen Korpus aus Bronze, der von einem alten Grabstein des Nunkircher Friedhofes stammte. Das Kreuz befindet sich zur Zeit in einem schlechten Zustand. Walter Merten ist 2004 verstorben. Das Kreuz steht auf der Gemarkung Limbach der Gemeinde Schmelz.

schwedenkreuz_smallKreuz „an der Linde“ zwischen Michelbach und Nunkirchen: „Schwedenkreuz“
Weißes Sandkreuz auf der Höhe zwischen Michelbach und Nunkirchen
Das „Schwedenkreuz“ ist umgeben von einer Ulme und einer Linde und wird auch „Schwedenkreuz“ genannt. Von diesem Kreuz wird folgendes erzählt: Im Winter 1634/35, während des Dreißigjährigen Krieges, zogen schwedische und französische Truppen durch unsere Heimat, um in Frankreich Schutz und Hilfe zu suchen. Ein berittener Vortrupp kam in unser Dorf um Quartier zu machen und Lebensmittel zu bekommen. Viele dieser Soldaten waren wilde Burschen, die die Bewohner ausraubten. Einer drang sogar in die Kirche ein und raubte aus der Sakristei goldene Schätze. Aus dem Tabernakel stahl er die Monstranz, und die Hostien schleuderte er aus dem Kelch auf den Boden. Als der Truppenführer von dieser Schandtat erfuhr, befahl er diesen Burschen zu sich. Er rief mit empörter Stimme: „Habe ich nicht befohlen, die Kirchen in Ruhe zu lassen? Sollen wir auch noch den Herrgott zu unserem Feinde haben? Diese Tat muss mit dem Tode bestraft werden. Ergreift ihn und bindet ihn an diese Linde! Eine Kugel ist für ihn zu schade. Legt ihm den Strick um den Hals und hängt ihn auf!“ So geschah es. Mitleidige Nunkircher, unter ihnen auch der Küster, erkannten ihn als den Kirchenräuber und waren ergriffen. Sie beerdigten ihn an derselben Stelle und setzten ein Birkenkreuz auf sein Grab. Seitdem heißt dieses Kreuz „Schwedenkreuz“. Das Holzkreuz wurde mehrmals erneuert, bis man ein Steinkreuz dort errichtete. Es steht auf der Gemarkung Michelbach der Gemeinde Schmelz.

grotte_smallLourdes-Grotte am Rammenfels und Sandsteinkreuz
Am Fuße des Schallenberges in der Nähe der „Dellborner Mühle“
Mitten im Wald findet man eine romantische Stelle, so sich der Weg zu einem Platz rundet. Links erhebt sich eine gigantische Felswand, wellenartig zu verschiedenen Höhen ansteigend. Josef Thielen aus Niederlosheim hat in dreijähriger Arbeit die Figuren der Lourdes-Gottesmutter und der Bernadette aus französischem Kalkstein gehauen und im Rammenfels aufgestellt. Im Herbst 1948 konnte die Einsegnung dieses Anlage durch Pastor Moog aus Wahlen erfolgen. Mit der Schaffung der Lourdes-Grotte hatte Josef Thielen ein Gelübde erfüllt, das er kurz nach Kriegsende für die Gesundung aus schwerer Krankheit leistete. Um gegenüber der Lourdes-Grotte einen geeigneten Platz für das von ihm aus Sandstein gehauene Bußkreuz zu erhalten, musste er das alte Bachbett zuschütten und das neue Bachbett einige Meter zurück verlegen. Hier ist im Laufe der Jahre ein Wallfahrtsort entstanden, der besonders im Monat Mai von vielen Menschen aufgesucht wird. Das Kreuz steht übrigens nicht mehr auf Nunkircher Bann, sondern auf der Gemarkung Niederlosheim der Gemeinde Loshei. Es sei trotzdem hier erwähnt, weil es historische Bedeutung für den Ort hat.

Alle Angaben und Erläuterungen zu den Wegekreuzen beruhen auf Aussagen und Informationen älterer Leute aus Nunkirchen. Sie erheben keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit.