Er war zwar kein „echter Nunkircher“, dafür aber einer mit Leib und Seele. Fritz Glutting war ein ebenso lebensfroher wie korrekter Mensch, dessen große Leidenschaft – das Schreiben – wie er selbst gerne launig erzählte, ihm immer wieder half, sein eigenes Leben neu zu sehen. Wir möchten Ihnen den Autor des Nunkircher Heimatbuches, der 2003 verstorben ist, an dieser Stelle vorstellen.
Foto: privat
Am 24. November 1914 wurde Fritz Glutting als Sohn eines Elversberger Bergmanns geboren. Seine Begeisterung fürs Schreiben bescherte ihm eine nicht ganz gewöhnliche Laufbahn. Nach dem Abitur wird er zum Arbeitsdienst verpflichtet. Aus seiner Arbeitsdienst-Zeit wird 1939 der Militär-Dienst bei den Pionieren. Hier fällt Fritz Gluttings Schreibtalent auf. Der junge Mann wird vom Regimentsstab angefordert. Das verschont ihn die ersten Kriegsjahre von direktem Front-Kontakt. „Meine Schreiberei hat mir immer wieder eine Art Vorzugsbehandlung gebracht“, sagte er; „und dadurch einige Male das Leben gerettet“. Doch zurück in die Zeit vor Kriegsausbruch. Von seiner Militärführung wird Fritz Glutting zum Journalisten-Studium vorgeschlagen. Zur Vorbereitung für das „befohlene“ Studium an der italienischen Universität Perugia wird der Pionier Glutting zweimal pro Woche zum Italienisch-Kurs ans italienische Konsulat in Saarbrücken abkommandiert. Der Kriegsausbruch 1939 macht all dem ein jähes Ende. Es folgen Einsätze in Frankreich und in der Sowjetunion. Gerade noch rechtzeitig wird er aus dem Stalingrad-Kessel abgezogen und an die griechisch-albanische Grenze versetzt. Fritz Glutting bleibt als einer von nur wenigen Soldaten seiner Division von Malaria verschont. Er schreibt hier für die in Belgrad verlegte deutsche Soldatenzeitung „Die Wacht im Südosten“.
Drei Tage vor Kriegsende wird er doch noch verwundet. Die Kugel steckt bis an sein Lebensende in seinem Bein. Als Saarländer wird er bereits 1945 früh aus der Gefangenschaft entlassen. 1946 werden im Saarland Lehrer gesucht. Fritz Glutting absolviert einen „Studiengang für Lehrer“ in einer Kaserne auf dem Saarbrücker Wackenberg. Seine erste Anstellung erhält er in Losheim. Es folgt das Lehramt an der einklassigen Volksschule in Wadern. 1953 unterzieht sich Fritz Glutting der damals vorgeschriebenen Prüfung zum „Direktor einer Volksschule“. Ernannt wurde seinerzeit niemand. Von 1953 bis zu seiner Pensionierung 1978 ist er Schulleiter in Nunkirchen. In der „Nunkircher Zeit“ , wie er sie immer nannte, startet seine eigentliche journalistische Laufbahn.
Schon vor seinem Ruhestand, aber in noch viel größerem Stil nach seiner Pensionierung betätigte sich Fritz Glutting als Autor. Für die „Saarbrücker Zeitung“ wurde er so etwas wie ein „ständiger Korrespondent“ in Nunkirchen. Doch Fritz Glutting beschränkte seinen Blickwinkel keineswegs nur auf das Dorf, in dem er lebte. Er beschäftigte sich ebenso mit dem Landkreis Merzig-Wadern oder auch gleich mit dem ganzen Saarland. Sein Lieblingsthema: die Geschichte. Seine Arbeiten hielten kritischer Würdigung durch Geschichtswissenschaftler mühelos stand. Das trug ihm Lob und Anerkennung sowie in seinen letzten Lebensjahren viele Ehrungen ein.
Kein Wunder, dass es Fritz Glutting war, der auf eine Neuauflage eines Heimatbuches für Nunkirchen drängte. Seine schier endlose Materialsammlung und seine ihm eigene Liebe zum Detail prädestinierten ihn geradezu, den Redaktionsausschuss des Buches zu leiten und als Hauptautor des Werkes zu fungieren. Tagelang durchstöberte er Archive, ob in der Region oder in Koblenz das Bundesarchiv. 1991 war es geschafft: Das Heimatbuch erschien. Ein Lebenstraum war für den damals schon 76 Jahre alten Hobby-Journalisten und -Historiker in Erfüllung gegangen.
Am 21. August 2003 starb Fritz Glutting im Alter von 88 Jahren. Mit dem Nunkircher Heimatbuch hinterließ er den Nunkirchern eine Materialsammlung, wie sie nur wenige Orte in dieser Detailfülle vorweisen können.