Flurnamen

H57_GemarkungNunkirchen_kleinDie Flurbezeichnungen spiegeln größtenteils ein Stück Kulturgeschichte wider. Die katastermäßige Erfassung von Grundeigentum innerhalb unserer beiden Gemarkungen (Nunkirchen-Münchweiler) erfolgte erstmalig im Jahre 1829. Die Gründe hierfür waren hauptsächlich steuerlicher Natur. Damit Grund und Boden auch gerecht besteuert werden konnten, musste man die zu besteuernden Grundstücksflächen erst einmal amtlich ermitteln. Im Zuge der Urmessung im Jahre 1829 wurde die Gemarkung Nunkirchen in zwölf Fluren aufgeteilt, die Gemarkung Münchweiler beließ man in einer Flur. Um die Lage eines Flurstücks innerhalb einer Flur näher beschreiben zu können, erhielt es neben einer Flurstücksnummer als örtliche Bezeichnung den Distrikts- oder Flurnamen jetzt Lagebezeichnung genannt.

Der Ursprung vieler Flurnamen geht weit in die Vergangenheit zurück; manche sind schwer zu deuten, wie z.B. Harelswinkel, in der Hembig, manche hingegen leicht, wie z.B. Am Galgenberg, Hirschpfuhl oder die Dachslöcher. Zum Teil sind die Bezeichnungen aber auch Schöpfungen der Fantasie.

Rechts finden Sie eine Übersichtskarte über die Gemarkung Nunkirchen-Münchweiler, die, wie die untenstehenden Deutungen auch, dem Heimatbuch von Matthias Müller aus dem Jahr 1957 entnommen wurde. Zwar entspricht die Karte nicht mehr dem Stand der Zeit, wohl aber die althergebrachten Namen (Dateigröße: 2 MB). Weiter unten stellen wir amtliche und gängige Mundartbezeichnungen gegenüber.

Nunkircher Flurnamen

Münchweilerer Flurnamen


Nunkircher Flurnamen

Briel. Dieser Name ist keltischen Ursprungs und lautete in jener Zeit brual, althochdeutsch bruil, und ist gleichbedeutend mit dem heutigen Wort Bruch. Ein Briel war in früherer Zeit ein in Hof- und Dorfnähe gelegenes feuchtes und mit Gebüsch bewachsenes Gelände, das zu weiter nichts diente als zum Tummelplatz für Jungvieh, wie Kälber und Schweine. Zu dem Zweck war der Briel meist auch eingezäunt, damit die Jungtiere keine Hut benötigten. Auf den Landgütern Karls des Großen gab es solche Briele, die meistens als Tummel- und Suhlplatz für Jungschweine dienten. In der Bezeichnung „Brühling“ für ein halbwüchsiges Schwein, das sich, im Sommer mager gefüttert, viel im Freien tummelt und im Herbst zur Mast kommt, ist noch die ursprüngliche Bedeutung in die Jetztzeit hinübergerettet. Nach und nach verloren die Briele ihre einstige Bedeutung, indem man sie in Wiesen umwandelte. Heute sind Briele meist fruchtbare Wässerwiesen, die mehrmals gemäht werden können, und liegen in nächster Nähe des Dorfes oder eines Gehöftes, entsprechend ihrer früheren Bestimmung. Fast jedes Dorf oder Gehöft hat seinen Briel.

Schachen. Auch diese Flurbezeichnung gibt es in vielen Dörfern. Ein Schachen ist ebenfalls ein nasses Gelände, das sich weder für Ackerbau noch für Wiesenbau gut eignete und darum meist von selbst gewachsenem Gebüsch bestanden war. Er diente ebenfalls als Weide für die Rinderherde oder auch für Schweine, weshalb der Schachen auch nicht ins Hufenland der Bauern einbezogen wurde und im Gemeindebesitz für die Allgemeinheit verblieb.

Bungert. Diese Bezeichnung ist eine Abkürzung von Baumgarten. Mit einem Bungert meint man eine Wiese hinter dem Hause, die mit Obstbäumen bestanden ist. In unserm Ortsteil „Im Bungert“ hatte wohl seit alter Zeit jedes Haus eine solche Obstwiese wegen der ausgezeichneten Lage und Bodenbeschaffenheit, und darum gab man wegen all der „Bungerten“ dem Ortsteil diesen schönen Namen.
Flürchen. Was wir heute „Flürchen“ nennen, war bis vor etwa 200 Jahren Wald bis zur Gutwiese. Das Reststück dieses Waldes reicht ja heute noch bis an die Wiese. Als das Dorf begann, sich auf der andern Seite des Baches auszudehnen, stellte man Anträge an die Gemeinde um Bauplätze an dem Wege, der durch den Gutwieswald führte, dem man auch stattgab wegen der guten Baulage. Je nach Bedarf wurde von Zeit zu Zeit ein Stück des Waldes abgeholzt und beiderseits des Weges an Liebhaber als Baugelände abgegeben. Vor etwa 30 Jahren geschah die letzte derartige Baulandgewinnung an dieser Straße, und viele neue Häuser sind daran erstanden. Noch ein letzter Rest dieses ehemaligen Waldes ist stehen geblieben und wird auch wohl erhalten bleiben, weil er sich als Bauland kaum noch eignet. Als man vor etwa 200 Jahren mit dieser Baulandgewinnung begann und dabei eine schöne, neue kleine Flur entstand, hatte man auch gleich den Namen dafür und nannte diesen Ortsteil „Flürchen“.

Selling. Dieses Dingwort ist abgeleitet von dem Tätigkeitswort sellern. Es ist ein altfränkisches Wort. Sellerbach ist ebenfalls von ihm abgeleitet. Wenn die kleinen Kinder Brei oder Suppe essen, dann „sellern“ sie meistens, und darum bindet man ihnen ein „Sellerläppchen“ vor. Unser Sellerbach ist auch so ein kleines Bächlein, das durch das Wiesengelände nur so dahinsellert, und darum hat man auch die Wiese daran „Sellerwies“ und den bebauten Wohnkomplex dortselbst „Selling“ genannt.
Wolfsgrube. In dieser Flur waren an mehreren Stellen tiefe Fanggruben für die Wölfe angelegt, die nachts, vom Lückner kommend, dem Dorfe zustrebten. Die Grube war mit Reisig abgedeckt, worauf ein Stück Fleisch lag, das den Wolf anlocken sollte. Wenn er dann gierig auf den Köder loslief, sackte er in die Grube hinab, war gefangen und wurde nächsten Tags mit Steinen beworfen oder mit Lanzen gestochen, bis er tot war.

Reichentälchen. Diese Flur ist wohl mit eine der ältesten unseres Bannes und wurde schon von den Kelten bebaut. Die Franken nahmen sie gleich unter den Pflug und bepflanzten diese Gewann gemäß ihrer Dreifelderwirtschaft. Auch wurde sie aufgeteilt unter die Hufenbauern, die ja wohl als die reichsten galten, weshalb man die Flur das Tälchen der Reichen, also „Reichentälchen“ nannte.

Flurnamen_Newer_kleinNewer. In der englischen Sprache gibt es das gleiche Wort „never“ und heißt auf deutsch „niemals, durchaus nicht“. In unserer Mundart – das Englische ist ja in vielen Wörtern eine Ableitung unserer Mundart — gebrauchen wir dieses Wort auch im gleichen Sinne, wenn wir das Gegenteil von ja im Wortwechsel heftig zum Ausdruck bringen wollen. Für ja sagen wir dann „äwer“ und für nein sagen wir „newer“, und so hört man zwei Streitende, besonders auch Kinder, hastig sich gegeneinander betonend und mehrmals wiederholend zurufen: „äwer!“ – „newer! – „äwer!“ – „newer!“. Ein Teil der Flur „auf Newer“ heißt „auf der Scheuerplatz“. Ob dort wohl die „Zehntscheune“ stand? Man weiß es nicht. Wenn ja, dann ist die Benennung der Flur „Newer“ (Unser Foto rechts zeigt eine Aufnahme um das Jahr 1920) zu verstehen, denn die Leute brachten sicher den „Zehnten“ nicht gerne, und bei Missernten werden sie wohl trotzig gesagt haben: „Newer gen ich dat!“

Meschels. Das ist eine Verkürzung von Mischholz, dessen es auf dieser Flur vor der Rodung wohl viel gegeben haben mag; insbesondere Nusshecken, Hainbuchhecken, Schwarzdorn usw., deren es ja heute noch im „Nussheckelchen“ gibt.
Bammersch. Im Mittelalter war dort wie auch im Lückner und im Hochwald ein „gebannter Busch“, auch „Bannbüsch“ genannt, der nicht gerodet, ja noch nicht einmal betreten werden durfte. Er war ein gehegtes Jagdrevier des Kurfürstlichen Grundherrn, dem alle Waldungen- von Karls des Großen Zeiten her gehörten. Der Kurfürstliche Vogtherr, Freiherr von Hagen, wusste ihn wie auch den Lückner, sorgsam bewachen und behüten, hatte selbst aber auch das Recht, darin zu jagen.

Cannaisfloß. Im Kataster steht „Karneußfloß“. Die Katastereintragungen sind erst etwas über 100 Jahre alt und richteten sich nach der mundartlichen Bezeichnung der Fluren, bemühten sich aber zu einer möglichst hochdeutschen Schreibweise des mundartlich gesprochenen Wortes. Hier ist die Verhochdeutschung missglückt, denn im Volksmund heißt das Bächlein und Tälchen „Cannaisfloss“. Im Französischen gibt es das Wort „cannaie“ und heißt auf deutsch „Röhricht“. Da in diesem Tälchen seit je ein großer Fischweiher war und auch heute noch ist, worin die adeligen Herren und ctuch ab und zu der Kurfürst fischten, wie im „Weisthumb“ von 1587 die gegenseitigen Rechte ja dargelegt waren, und diese Herren in der Unterhaltung sich gerne der flüssigen und klangschönen französischen Sprache bedienten, die sie alle ihrer Stellung wegen schon können mussten, nannten sie den Weiher in diesem Tälchen „Cannaisfloss“, weil dortselbst wohl viel Schilfrohr beiderseits des Bächleins hinauf wuchs. „Cannaisfloss“ heißt also nichts anderes als „Schilfrohrfloß“ oder „Röhrichtfloß“.

Flürchen: Die Flur hat sogar einer Durchgangsstraße den Namen gegeben. Julius Hussong schreibt dazu („Die Niederwaldwirtschaft des Hochwaldes“, 11. Jahrbuch 1979, Merzig): „In der geschlossenen Hauswirtschaft unserer Vorfahren brauchte man neben Roggen und Hafer insbesondere Öl- und Gespinstpflanzen, z.B. Flachs, Hanf, Raps und Rüben. Dazu kamen Grobgemüse und die Kartoffel. Diese Sonderkulturen wurden auf einem Flurstück angebaut, das nicht in dem allgemeinen Umtrieb eingebaut war. Das Flurstück wurde „Flürchen“ genannt und hat sich in vielen Dörfern bis heute erhalten. Es ist eine kleine Ackerlage oder Feldgartenanlage in unmittelbarer Nähe der Ortschaft, wo diese Kulturen von Vogelfraß, vor Wild- und Viehherden geschützt und immer unter Aufsicht waren… Neben dem Hausgarten war das „Flürcnen“ also Standort intensivster Ackerkultur, fast ausschließlich in Hackwirtschaft betrieben. Selten wurde hier die Brache eingeschattet. Der hohe Nährstoffbedarf dieser Intensivfläche wurde durch den Stalldung gedeckt…“ Und so dürfte es aller Wahrscheinlichkeit auch in Nunkirchen gewesen sein (Auszug aus dem Heimatbuch 1992 von Fritz Glutting)

 

Münchweiler Flurnamen

Hirzenacker. Hirz ist die mundartliche Bezeichnung für Hirsch im Mittelalter. Hirzenacker ist also der Hirschacker und Hirzenwald der Hirschwald.
Bockswald. Mit Bock ist der Rehbock gemeint. Es ist also der Wald, wo die Hochsitze angebracht waren, um die Böcke zu erlegen. Bocksfeld war, wohin das Rehwild gerne zur Äsung ging.

Rammerwies. Die Wiese ist nach dem „Rammerfels“ benannt und dieser nach dem Schafsbock, dem Widder, die früher vielleicht auf der Weide gerne auf den Felsen herumturnten, wie ja auch die Ziegen.

Neu Nunkirch. So mag sich das Dörfchen auf der Münchweiler Eisenschmelze wohl i m Scherz genannt haben.
Auf alt Münchweiler. Hier stand ursprünglich der Münchweiler Herrenhof, vielleicht zerstört im Dreißigjährigen Krieg und nicht mehr aufgebaut, bis dann 1752 das Schloss gebaut wurde.

Teufelsbruch. Dieser Flurteil hat seinen Namen nach der „Teufelsbrücke“. In ihr sollen auch oft „Teufelsfeuerchen“ beobachtet worden sein.
Spetswald. Der Wald hat von dem Specht wohl seinen Namen, denn er kommt als Grün-, Bunt- und Schwarzspecht in unsern Hochwaldbeständen sehr häufig vor.


Bei einigen Flurnamen gibt es übrigens neben der amtlichen Bezeichnung noch eine weitere mundartliche bzw. örtliche Bezeichnung:

Amtliche Bezeichnung

  • der Bockswald
  • auf dem Rodenknopf
  • die Seilerwies
  • bei dem Lohsteg/ Mühleberg
  • Friedhofstraße
  • Neverweg (vis à vis der Schecksfuhr)
  • Bambüsch Kröte
  • Bambüsch
  • Neustraße

 

Örtliche Bezeichnung

  • Zandtersch Heck
  • auf dem Rosenknopf
  • die Selling
  • Bachloch
  • Löwengrät
  • Schäksgaß
  • der Wingert
  • Bammersch
  • am Kippchen