Das Hotel Restaurant Kuhn-Münster

Vesuvio_kleinVielen Nunkirchern ist das Hotel-Restaurant Kuhn-Münster auch heute noch ein Begriff. Und wer dort zu Gast war, wird sich mit Sicherheit auch an den illustren Inhaber des Hauses der feinen Küche erinnern. Der in Büschfeld am 10. April 1926 geborene Eduard Kuhn, den alle nur „Kuhn Edi“ nannten, war ein Original. 1998 gab er seinen Restaurantbetrieb in andere Hände, am 19. Februar 2006 starb er im Alter von 79 Jahren. Das ehrwürdige Restaurant wechselte mehrmals den Besitzer und beherbergt heute eine Pizzeria (siehe Aufnahme rechts).
Foto: Jochen Kuttler

Fritz Glutting resümierte in einem Artikel für die Saarbrücker Zeitung am 16. Oktober 1998 die Geschichte des Restaurants Kuhn-Münster, die eng verbunden ist mit dem Bau der Merzig-Büschfelder Eisenbahn.

Wir geben den Artikel hier im Wortlaut – und damit auch auf dem Aktualitätstand von 1998 – wieder. Die Rechtschreibung wurde  an die heutige Orthographie angepasst. Die Bilder wurden von uns eingestellt, sie waren also nicht Bestandteil des Originalartikels. Mehr Aufnahmen des Straßenzugs am heutigen Kreisel finden Sie in unserer Fotogalerie.


Haus der feinen Küche
90 Jahre Hotel Kuhn-Münster: Mathias Münster hatte 1908 das Anwesen von der Brauerei Simon aus Ottweiler gekauft und neben dem Lokal eine Bäckerei eingerichtet. Nunkirchen. Der Name „Zum Bahnhof“ hatte sich geradezu aufgedrängt.

Nunkirchen. Die Gleise der Kleinbahn Merzig-Büschfeld führten nicht weit hinter dem Haus vorbei. Am 3. Juli 1903 dampfte der erste Zug der Merzig-Büschfelder Eisenbahn (MBE) durch die Hochwaldlandschaft zwischen der Kreisstadt und den Stationen Brotdorf, Bachem, Losheim, Niederlosheim, Münchweiler, Nunkirchen nach Büschfeld. Nach jahrelangen Bemühungen war die Erschließung des Hochwaldes durch eine Eisenbahn verwirklicht worden. KuhnMuenster1Zuvor hatte ein in Merzig gegründetes Komitee vorgeschlagen, die in Vorbereitung befindliche Strecke der Staatsbahn Wemmetsweiler-Nonnweiler-Hermeskeil über Wadern-Nunkirchen-Losheim nach Merzig zu führen, um dort Anschluß an die Strecke Saarbrücken-Trier zu finden. Das zuständige preußische Staatsministerium lehnte jedoch ab und schlug den Bau einer Kleinbahn vor, die dann nach langem Hin und Her gebaut wurde. Die Einwohner von Weiskirchen und den umliegenden Dörfer hatten sich brüskiert gefühlt und die Streckenführung Merzig-Losheim-Weiskirchen-Wadern gefordert. Es blieb jedoch bei der ursprünglichen Planung.

Wenn Leute von Weiskirchen das Lokal „Zum Bahnhof“ in Nunkirchen besuchten, kam immer wieder die Sprache auf die nach ihrer Meinung blödsinnige Streckenführung, welche die Gemeinden um Weiskirchen links liegen ließ. Oft klopften harte Männerfäuste auf die Wirtstische, und der Ärger machte sich Luft: „Wir lassen uns das nicht gefallen! Wir wollen auch einen Bahnanschluß haben!“ Die ärgerlichen Ausbrüche fanden schließlich ein Ventil: Am 9. Dezember 1913 beschäftigte sich der Weiskircher Gemeinderat mit der Erschließung von Weiskirchen und Umgebung durch eine Bahnlinie. Dabei kam es zu heftigen Angriffen gegen die Kreisbehörden. Sie wären schuld an der falschen Streckenführung der Kleinbahn. Die Gemeindeväter machten sich lauthals Luft: „Die Bahn Merzig-Büschfeld scheint den zahlreichen Hochwaldgemeinden geradezu aus dem Wege zu gehen und teils unbedeutende, teils dem Verkehr bereits erschlossene Ortschaften aufzusuchen. Die Erregung und Verbitterung unter der Hochwaldbevölkerung ist daher auch heute noch nicht geschwunden.“

Das war 1913. Heute, 85 Jahre später, ist vieles anders geworden. Das Schild „Zum Bahnhof“ am Gasthof Mathias Münster wäre heute fehl am Platz. Die Kleinbahn verkehrt nicht mehr bis Nunkirchen, selbst die Nostalgie-Fahrten der letzten Jahre gehen nur noch bis Losheim. Das Bahnhofsgebäude ist in Privatbesitz übergegangen. Wie ist es mit dem Gasthof Münster weitergegangen? Er blieb ein dörfliches Gasthaus, dessen zentrale Lage viele Vertreter von Firmen zum Übernachten anlockte. Anfang der 30er Jahre wurden die Fremdenzimmer modernisiert und mit fließendem Wasser ausgestattet. 1931 wurde durch die Vermittlung der Kreisverwaltung Wadern (Anm.: Nach dem Ersten Weltkrieg war das Gebiet von Wadern vom Kreis Merzig abgetrennt und als „Restkreis Wadern“ selbständig geworden) der Siedlungsgesellschaft „Rheinisches Heim“ in Bonn ein Teil der Liegenschaften des Gutes Münchweiler durch die Besitzer Gottfried und Rudolf von Zandt in der Größe von 175 ha Acker, Wiesen und Weiden, Teile der Hauptgebäude und die Gebäude des Vorwerks an der Losheimer Straße zum Kauf angeboten. Die Siedlungsgesellschaft nahm das Angebot an und ließ 1932 zwölf Siedlungshäuser bauen. Sie stellte Arbeitslose zur Herrichtung des Siedlungsgebäudes ein. Die Männer, froh eine Arbeit gefunden zu haben, versammelten sich im Lokal „Zum Bahnhof“ , wo sie auf ein Trompetensignal hin in Marschordnung antraten und nach Münchweiler geführt wurden.

Nach 1933 blieb der Gasthof „ein Ort für alle“, wie Sohn Alfons berichtete. „Mein Vater war kein Parteimitglied, bei uns konnte jeder verkehren, ohne belästigt zu werden.“ Während des Krieges waren die Fremdenzimmer durch Offiziere belegt. Soldaten einer Pioniereinheit, die die Feldeisenbahn in den Großen Lückner bauten, waren tägliche Gäste im Lokal. Die Bezeichnung „Zum Bahnhof“ hatte jetzt eine doppelte Bedeutung, war doch der Kleinbahnhof Nunkirchen zur Verladestation von Kriegsmaterial geworden.

KuhnMuenster21952 heiratete Eduard Kuhn aus Büschfeld die Gastwirtstochter Anneliese Münster. Das Ehepaar führte ab jetzt (Mathias Münster starb 1956) das Restaurant, das bald zu einer Art Mittelpunkt des Dorfes wurde. „Edi“, wie er allenthalben genannt wurde, hatte seine Erfahrung als Küchenunteroffizier in die Leitung des Hauses eingebracht. Von Anfang an war es sein Bestreben, gemeinsam mit seiner Frau die Tradition des Hauses weiterzuführen und aus dem Haus Kuhn-Münster, wie es jetzt hieß, ein Haus der feinen Küche zu machen, was ihm auch gelungen ist, wie die Aufnahme in die Reihe „Lukullus“ der „Saarbrücker Zeitung“ und in das „Schlemmer-Lexikon“ bewiesen (Unser Foto zeigt eine Aufnahme aus den 1960er Jahren).

Nach über 40 Jahren mußte „Edi“ aus Altersgründen das Anwesen an Werner Reinhard aus Riegelsberg verkaufen (1995). Ab 15. Mai 1998 übernahmen Wolfgang Wilhelm und seine Ehefrau Rosemarie als Pächter das Restaurant. Der neue Küchenchef wurde 1964 bei „Edi“ in die Geheimnisse der feinen Küche eingeführt, ehe er andere Küchen kennenlernte, bis er dann selber Küchenchef wurde in verschiedenen renommierten Restaurants in Wallerfangen, Lebach (selbständig) und Britten, die im „Schlemmerlexikon“ des Hotel-Gaststättenführers aufgenommen sind. Das Ehepaar Wilhelm hat gewissermaßen bei Null angefangen. Inzwischen machen Küche und Lokal einen sehr gepflegten Eindruck, der durch die Qualität der Gerichte aus der Hand des Küchenchefs Wolfgang Wilhelm einen weiteren Pluspunkt erhält. So besteht die begründete Hoffnung, dass das alte renommierte Haus Kuhn-Münster in Nunkirchen wieder guter Dinge in die Zukunft blicken kann.