Die Klosterstraße trägt nicht umsonst ihren Namen. Viele Jüngere wissen überhaupt nicht, dass sich dort ab 1952 ein Kloster befand. Allenfalls erinnern sie sich an das Altenheim, das vor seinem Umzug 1996 auf „Mechels“ beheimatet war. Das Gebäude stand nicht einmal 50 Jahre. Es wurde im Jahr 2001 abgerissen. Das Grundstück ging Ende 2010 in Privatbesitz über
Fritz Glutting erinnerte am 27. März 2001 in einem Artikel für die Saarbrücker Zeitung an die kurze Geschichte des Nunkircher Klosters.
Ein Stück Nunkircher Geschichte verschwindet
Das seit 1996 leer stehende Kloster und Altenheim soll abgerissen werden – Schäden für eine Instandsetzung zu groß
Nunkirchen. Nun ist es entschieden: Die jahrelangen Bemühungen, für das ehemalige seit Mai 1996 leer stehende Kloster und Altenheim in Nunkirchen eine neue Bestimmung zu finden, waren erfolglos geblieben. Jetzt soll das Haus abgerissen werden. Mit ihm verschwindet ein Stück Nunkircher Geschichte.
Es war dem Bemühen des Pastors Alois Kreutzer (1941-1968) zu verdanken, dass nach vielen Jahren das Vorhaben, in Nunkirchen ein von Ordensschwestern geleitetes Altenheim zu erbauen, verwirklicht werden konnte. Durch viele Bittgänge zur Saar-Regierung unter Johannes Hoffmann und zur Bistumsverwaltung in Trier hatte er den Grundstock zur Finanzierung gelegt. In der Sitzung des Kirchenvorstandes vom 21. November 1950 wurde die Erstellung des Hauses beschlossen, nachdem Frl. Barbara Schuler aus Nunkirchen lt. Vertrag am 6. Juni 1950 bei dem Notar Erich Wenderoth, Wadern, ihr Grundstück in der Gemarkung Unterst Mechels‘ mit vier Parzellen im Wert von 80000 Franken zur Verfügung gestellt hatte. Bedingung war, Frl. Schuler lebenslänglich unentgeltlich im zu errichtenden Altersheim wohnen zu lassen und sie zu pflegen und zu verpflegen …“
1951 stand bereits der Rohbau, an dem viele freiwillige Helfer beteiligt waren. Ein Jahr darauf wartete das Heim auf seine Bewohner. Nach langwierigen Verhandlungen übernahmen am 3. September 1952 fünf Schwestern aus dem Orden der Salvatorianerinnen das Haus, das von da an als „Kloster“ bezeichnet wurde. Für die Vervollständigung der Inneneinrichtung gingen die Schwestern „auf Kollekte“, deren großer Erfolg dazu führte, dass am 7. September 1952 das Heim eingeweiht werden konnte. Dr. Hector, Innenminister des Saarlandes, überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten. Am Ende dieses Jahres kam noch einmal hoher Besuch ins Heim: Madame Grandval, Gattin des französischen Hohen Kommissars, bescherte zur Weihnachtszeit auf ihren Besuchen der Altersheime auch das Heim in Nunkirchen. Sie wurde begleitet von Konsul Tersack, Kreiskommissar Bleses und Landrat Linnicus.
Das Heim hatte inzwischen zu den Ordensschwestern auch die Bewohner bekommen, für die es erbaut worden war: Am 15. Oktober 1952 waren die ersten Pflegebedürftigen, zwei Frauen aus Nunkirchen, aufgenommen worden. Am Jahresende waren bereits acht zu betreuende Personen (zwei Männer und sechs Frauen) zu verzeichnen, um bis zur Aufgabe des Hauses und zum Umzug ins neue Heim in der Weiskircher Straße auf 20 Schwerstpflegefälle, zwei Schwerpflegefälle, sieben Altenwohnplätze und ein Urlauberplatz anzuwachsen.
Im Zusammenhang mit der Altenbetreuung ist die Krankenpflege zu sehen. Sie erfolgte durch die Ordensschwestern in den Häuser der Kranken. Um mobil zu sein, schaffte die Kirchengemeinde 1959 einen Pkw für die Schwestern an. Das Leben im Haus pulsierte immer stärker (unser Foto rechts zeigt eine Aufnahme kurz vor dem Abriss 2001, Aufnahme: Fritz Glutting). Die sozial-pflegerische Arbeit fand mit der Einrichtung eines Kindergartens für die Kinder aus Nunkirchen und Michelbach ihren Anfang. Schwester Lactantia leitete ihn bis zum 1. September 1977 mit der Übergabe an die neue Leiterin Frau Hildegard Neuses. Eine Nähschule war ebenfalls eingerichtet worden, die allerdings nach kurzer Zeit ihren Betrieb einstellte.
Nach 35 Jahren begann mit dem Weggang der Ordensschwestern im März 1987 eine Zeit der Unsicherheit und scheinbaren Ausweglosigkeit über den Weiterbestand des Hauses, dessen Beiname „Kloster“ nun seine Berechtigung verloren hatte. Sogar von Schließung war die Rede. In einer Sitzung des Nunkircher Ortsrats im November 1987 gab der anwesende Pfarrer Felix Pelzer einen Bericht über den Zustand des Hauses. Der Weggang der Ordensschwestern habe eine Situation aufgezeigt, die einmalig gewesen sei: Selbst in der Bistumsverwaltung sei das Nunkircher Altersheim weithin unbekannt. Der Grund hierfür habe darin gelegen, dass die Schwestern ohne Mittelzuweisung durch Trier ausgekommen seien, so dass dort der Eindruck entstanden sei, die Salvatorianerinnen seien für die Verwaltung des Hauses zuständig gewesen und hätten diese Aufgabe diskret und ohne Hilferufe ausgeführt.
Jetzt, wo die unentgeltlichen Dienste der Ordensschwestern entfallen und bezahlte Kräfte für die Weiterführung des Hauses erforderlich waren, rutschte man in die roten Zahlen. Der Ortsrat fühlte sich zur Rettung berufen und gab folgende Absichtserklärung heraus: „Aus Sorge um den Weiterbestand unseres Altenheimes bittet der Ortsrat die Kirchengemeinde als Träger des Hauses in Verbindung mit dem Bistum Trier, Möglichkeiten zu prüfen, ob die Kapazität des Hauses, auf 30 bis 35 Plätze ausgelegt, vergrößert werden kann. Nur durch eine Aufstockung der Plätze ist gewährleistet, dass das Haus in Zukunft ohne Subventionen von anderen Stellen auskommen kann. Im Interesse unserer dort lebenden Mitbürger sowie des Weiterbestandes unseres Altenheims sollte eine entsprechende Prüfung unverzüglich vorgenommen werden.“
Nach einigem Hin und Her zwischen kirchlichen und zivilen Stellen – Schwester Edeltraud von der Waldbreitbacher Ordensgemeinschaft hatte provisorisch das Haus geleitet – kam die einzig tragbare und Erfolg versprechende Lösung zustande: Ab 1. Januar 1989 übernahm die Caritas Trägergesellschaft Trier (CTT) das Haus und setzte Frau Monika Charwat-Weber als Heimleiterin ein. Damit war der Weiterbestand gesichert. Am 1. November 1991 übernahm Frau Renate Wilhelm die Heimleitung. Eine Zweiteilung der Befugnisse erfolgte ab 1. Oktober 1992: Heimleiter wurde Nunkirchens Ortsvorsteher Franz-Josef Lauer, Frau Wilhelm war für den Pflegedienst zuständig.
Ein schwerwiegendes Problem, seit Jahren dringender zur Debatte stehend, musste man in den 90er Jahren eine Lösung finden: Das Haus entsprach nicht mehr den Anforderungen der behördlich vorgeschriebenen Normen. Die Frage „Erweiterungsbau mit der geforderten Modernisierung oder ein Neubau“ musste gelöst werden. Heimleiter Lauer konnte in seiner Eigenschaft als Ortsvorsteher Land, Kreis und Stadtverwaltung Wadern für ein Projekt gewinnen, das einen modernen Neubau versprach. Das ehemalige Kurhaus „Eichwald“ in der Weiskircher Straße wurde mit Hilfe der CTT erworben und zum Abbruch freigegeben. Lauer stellte in der Ortsratssitzung vom 17. Mai 1994 fest: „Ohne die Bereitschaft der CTT, einen Neubau zu erstellen, hätte das alte Heim nicht mehr gehalten werden können. Selbst bei einer Erweiterung wäre sein Fassungsvolumen zu klein gewesen…“
Am 20. Mai 1996 erfolgte der Umzug ins neue Heim. Das alte stand leer und sollte es bis jetzt bleiben. Die Pfarrgemeinde suchte wohl eine neue Bestimmung für das Gebäude. Viele Interessenten wie ein Psychotherapeut, ein Betreiber eines Altenheimes ließen sich jedoch von einem Kauf in Höhe von 1,5 Mio DM abschrecken. Dazu noch hohe Kosten für die Sanierung. Für die Pfarrgemeinde ebenfalls eine unerschwingliche Summe. Dabei hätte man mehrere kirchliche Einrichtungen unterbringen können. Auch die Einschaltung von Maklern hatte keinen Erfolg.
In dieser Zeit erfolgte durch die CTT keine Rückübertragung an die Kirchengemeinde bis zu einer vergleichsweisen Einigung im Dezember 1998 zwischen CTT, Kirchengemeinde und Bistum. Fazit der Einigung: Der ursprüngliche Erbbaurechts- und Betriebsübernahme-Vertrag sollte aufgehoben werden. Der Verwaltungsrat stimmte in der Sitzung am 3. August 1999 der Einigung vom 3. Dezember 1998 zu. Die Bau-Abteilung des Bistums stellte inzwischen fest, dass die bestehenden Schäden im und am Haus eine wirtschaftliche Instandsetzung nicht mehr ermöglichten. Der Abriss wurde empfohlen (unser Foto etwas weiter oben zeigt die Fläche in einer Aufnahme aus dem Jahr 2009, Foto: Jochen Kuttler). Der Verwaltungsrat war in der Sitzung am 18. September 2000 damit einverstanden.