Das Blumenfest

Blumenfest_Artikel_kleinVon 1955 bis 1967, also immerhin stattliche 12 Jahre lang, sorgte das Blumenfest in Nunkirchen für einen Massenansturm der Schaulustigen. Matthias Müller, der Autor des ersten Nunkircher Heimatbuches, war der Hauptorganisator des gigantischen Festes, das nicht nur ein Publikumsmagnet war, sondern den Gestaltern der Blumenarrangements auch unglaublich viel abverlangte. Wochenlang wurden Papierblumen hergestellt und Motivwagen geschmückt. Die Saarbrücker Zeitung beschäftige sich in ihrer Ausgabe vom 1. September 1959 mit dem Blumenfest. Wir haben den Text, dessen Autor uns leider nicht bekannt ist, an die neue Rechtschreibung angepasst. Wenn Sie das Originaldokument ansehen möchten, klicken Sie einfach auf die Vorschau oben links.

BlumenfestAuch Fritz Glutting ist in seinem Heimatbuch aus dem Jahr 1992 auf das Blumenfest eingegangen. Seinen Bericht können Sie selbstverständlich auch bei uns einsehen.

Eine Bildergalerie mit den Blumenköniginnen, die zwischen 1955 und 1967 regierten, finden Sie in unserer Fotogalerie. Siggi Engel hat die Filme aus jener Zeit zusammengeschnitten und auch Zeitzeugen interviewt. Der gesamte Film kann bei ihm angefordert werden (06874182246). Einen Kurzvorstellung des Films sehen Sie, wenn Sie rechts auf das Cover klicken (große Bandbreite). Eine verkleinerte Version finden, Sie, wenn Sie hier klicken.


Blumenkorso –  prächtig wie noch nie…
Viele tausend Gäste von nah und fern bewunderten den Höhepunkt des 5. Nunkircher Blumenfestes

Nunkirchen. Es dürften zwischen 5000 und 8000 Menschen gewesen sein, die am Sonntag der Einladung des Verkehrs- und Heimatvereins Nunkirchen zum großen Blumenkorso des Jubiläumsfestes Folge leisteten. Sei es, dass sie sich durch die Werbung ansprechen ließen, oder dass sie rein zufällig durch das Hochwalddorf kamen, – auf jeden Fall zollten sie der Blumenkönigin und ihrem farbenfrohen Gefolge gern den Tribut einer schaulustigen Aufmerksamkeit.

Aus allen Kreisen des Saarlandes, ja, aus allen Bundesländern, kamen die Wagenschlangen nach Nunkirchen – weit über 500 Wagen schätzte allein die Polizei am Rande der Straßen, durch die sich der Festzug bewegte.

Es war zu erwarten, dass die Nunkircher ihren fünften Blumenkorso besonders prächtig ausstatten würden – auch ohne echte Blumen, deren üppiges Gedeihen durch die lange Hitze- und Trockenheitsperiode dieses Sommers ziemlich beeinträchtigt wurde. Man half sich statt dessen mit Zehntausenden künstlicher Blumen, die sich das Festkomitee rechtzeitig anschaffte und dadurch seinen dienstbaren Geistern auch Gelegenheit gab, die einzelnen Wagen schon Wochen vor dem Fest herzurichten. Dies ist mit einer solchen Liebe, einer solchen Mühe und Sorgfalt geschehen, dass man nur staunen konnte. In der Pracht und in dem Ideenreichtum, den der Blumenkorso entfaltete, fiel es gar nicht auf, dass die echten Blumen in der Minderzahl waren. Um so größer waren der künstlerische Sinn und die Handfertigkeit, mit welchen die 21 Wagen des Festzuges miteinander wetteiferten.

Ober eine Stunde lang bewegten sich Floras Kinder durch die Straßen Nunkirchens – von der neuen Siedlung aus bis hinauf ins Friedhofsviertel, und durch das alte Dorf an der Kirche vorbei wieder zum Festplatz, wo man später in froher Stimmung den Rest des Sonntages verbrachte. Und allgemein herrschte Freude darüber, dass sich das Wetter auch am Wochenende noch hielt, und die Sonne es doch nieht über sich brachte, sich schon hinter den ersten Wolken des kommenden Herbstes zu verstecken.

Zwei Herolde eröffneten den Festzug, im Gefolge einen in Blumen gebetteten Zwerg – wohl das lebendige Denkmal für den hierzulande so hochgeachteten Gartenzwerg. Kinder – die kleinsten -schoben blumengeschmückte Kinderwagen vor sich her oder hatten ihre Tretroller in den buntesten Farben als Korsofahrzeuge ausgestattet. Marschmusik klang auf: Der uniformierte Spielmannszug aus Marpingen führte die ersten Festwagen an: Das schneeweiße Gefährt der schönen Schwanenfee, die lustige Gesellschaft der Märchenzwerge unter den Pilzschirmen, die Blumenspielkarten mit der rollenden Kugel im Spielkasino, „Amors Pfeil“ mit dem brennendroten Herzen; Hansel und Gretel mit ihrer – in Nunkirchen anscheinend sehr gut bekannten – Knusperhexe, das kleine „Hula-Hoop“-Engelchen (vom Herrn Papa im Blumen-Cremeschnittchen gefahren), Nunkirchens 2000. Einwohner (der jeden Tag zu erwarten ist), das Märdienbuch „Es war einmal“ und den schönen Schwanenteich. Erst dann defilierte der Nunkircher Musikverein vorüber – mit flotten Marschmelodien erfreute er die Festzugteilnehmer und die Zuschauer am Rande der Straße, deren Begeisterung allerdings mehr innerlich war und in wortlosem Staunen zum Ausdruck kam, als dass lauter Jubel den Festzug begleitet hätte.

Viel Anklang fanden dann die Hollandmühle mit ihren „Meisjes“, der schmucke Wagen mit der Kameliendame, die Marguerite, das schöne Mädchen im rot-weißen Blumenfass, das Babykarussell und ein weiteres für größere Kinder, Tulpen und Löwenmaul mit lebendigen Blüten, der Wagen der Hochwälder Landjugend und die rosenbewachsene Gartenlaube. Es ist schwer zu sagen, welche Idee die beste, und welche Ausführung die schönste war. Blickpunkte des Festzuges aber waren auf jeden Fall der Sonnenblumenwagen mit Königin Marianne I. und der riesige Pfau, auf welchem die Exkönigin Rita daherritt – als letzte, von der rotbewamsten Büschfelder Musikkapelle ehrengeleitete Attraktion.

So hinterließ das traditionelle Nunkircher Blumenfest von 1959 nur gute Eindrücke, und wir wollen uns nur wünschen, dass dieses originelle Volksfest vom ohnehin so reichhaltigen saarländischen Veranstaltungskalender niemals wieder gestrichen wird.